Regionale Vernetzung und überregionaler Anspruch: Mittelalterliche Sakralarchitektur am Mittelrhein (ca. 1220 bis 1350)

DFG-Forschungsprojekt

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Matthias Müller
wissenschaftlicher Projektmitarbeiter: Dr. Dr. -Ing. Hauke Horn
Doktorandin: Karola Sperber M.A.

 

Projekt
Kooperationen

 

Unter dem Titel "Regionale Vernetzung und überregionaler Anspruch" fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 1. Oktober 2013 für drei Jahre ein Forschungsprojekt zur mittelalterlichen Sakralarchitektur im Zeitraum ca. 1220-1350 im Gebiet des sog. Mittelrheins. Das Projekt unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Matthias Müller ist am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) angesiedelt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz, seit 2002 UNESCO-Welterbe, mit seiner seit dem frühen Mittelalter politisch, wirtschaftlich und kulturell bedeutenden, von einer Vielzahl einander überschneidender Herrschaftsterritorien und einer seltenen Dichte von Städten, Kirchen, Burgen und Denkmälern bestimmten Flusslandschaft. In erweiterter Perspektive werden auch die Bezüge zu den großen überregionalen Zentren wie Köln, Trier, Mainz, Frankfurt und Straßburg in den Blick genommen, mit denen der Mittelrhein im Mittelalter auf vielfältige Weise vernetzt war.

Das Projekt setzt sich zum Ziel, den Zusammenhang zwischen der architektonischen Gestaltung der Sakralarchitektur des Mittelrheingebiets und verschiedenen Kategorien historisch-räumlicher Verortungen sowie politischer Herrschaftssetzung zu untersuchen: der geographisch-topographischen Situation, den historisch-politischen Territorien sowie den kirchlichen Diözesanstrukturen. Anhand von ausgewählten Kirchenbauten aus dem Zeitraum zwischen ca. 1220 bis 1350 wird der Frage nachgegangen, inwieweit von Auftraggebern und Werkstätten an den verschiedenen Orten des Mittelrheins Bauformen, architektonische Stile oder Konstruktionsweisen als prestige- und statusfördernde Faktoren in der Konkurrenz zwischen den großen geistlichen Kurfürsten Mainz, Köln und Trier oder den weltlichen Landesherrschaften wie Kurpfalz, Katzenelnbogen oder Sponheim ausgewählt wurden.
Das Mittelrhein-Gebiet, das etwa zwischen Oppenheim im Süden und Koblenz im Norden einzugrenzen ist, eignet sich für eine solche Untersuchung besonders gut, weil es im Mittelalter von einer spezifischen historischen Situation aus Dynamik und Referenz geprägt war. Es wurde dort zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert viel und qualitativ hochstehend gebaut, und es waren auf verhältnismäßig engem Raum eine große Anzahl verschiedener städtischer Strukturen und Territorialmächte vertreten. Diese waren einerseits durch die Dynamik permanenter Konkurrenzen regional eng aufeinander bezogen, andererseits durch die vielfältigen und weitreichenden Handelsbeziehungen entlang des Rheins überregional orientiert. Die als Stifter und Auftraggeber der zu untersuchenden Bauten maßgeblichen Personengruppen gehörten potenziell vielfältigen sowie wechselnden Netzwerken an, vertraten oftmals divergierende Absichten und standen aus politischen, ökonomischen und kulturellen Gründen einem Transfer auswärtiger Ideen, Personen und Güter offen gegenüber.

Das Projekt kooperiert mit zwei weiteren Forschungsprojekten zur Kunst des Mittelrhein-Gebiets im Mittelalter:

DFG-Forschungsprojekt "Mittelalterliche Retabel in Hessen" an den kunstgeschichtlichen Instituten der Universitäten Frankfurt a. M., Marburg und Osnabrück

Forschungsprojekt gefördert von der VolkswagenStiftung "Studien zum Kunst- und Technologietransfer in Hessen und am Mittelrhein in Spätmittelalter und Früher Neuzeit auf der Grundlage des Gemäldebestandes des Hessischen Landemuseums Darmstadt" - Eine Kooperation zwischen dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt und der Städel-Kooperationsprofessur der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Das DFG-Forschungsprojekt "Regionale Vernetzung und überregionaler Anspruch" ist angebunden an den Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften (HKW) und das Zentrum für Interkulturelle Studien (ZIS) der JGU. Es kooperiert u.a. mit dem Arbeitsbereich Digitale Dokumentation (ADD) und dem Historischen Seminar der JGU, dem Institut für Geschichtliche Landeskunde (IGL) sowie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE).

Univ.-Prof. Dr. Matthias Müller Projektleiter 06131/39-30178 E-Mail
Dr. Dr. -Ing. Hauke Horn Projektmitarbeiter 06131/39-30230 E-Mail
Karola Sperber M.A. Doktorandin  06131 39 24324 E-Mail