Vortrag zur Semestereröffnung

24. April 2013, 18:30 Uhr, Institut für Kuntsgeschichte

Dr. Juliane von Fircks (Mainz)

"Bekleideter Raum - Seidenstoffe in sakraler Funktion"

Seit der Antike verbinden sich mit dem Material Seide Vorstellungen von Luxus, Macht und Reichtum. Schneeweiß oder vielfarbig, mit Bildern, Ornamenten und Inschriften ausgestattet, waren es seidene Stoffe, aus denen sowohl im Orient als auch im Okzident Herrscherträume geschneidert wurden. Doch seit ältester Zeit spielen die glänzenden Gewebe auch in sakralen Zusammenhängen eine hervorgehobene Rolle. Weil sie selten, teuer und schwer zu beschaffen waren, hortete man während des Mittelalters unzerschnittene Seidenbahnen als kostbaren Bestandteil des Kirchenschatzes. Daraus und aus geschenkten und gestifteten Textilien wurden nicht nur die Messgewänder zu den Hochfesten des Kirchenjahres, sondern auch Fahnen, Vorhänge, Bahrtücher, Antependien, Kissen und vieles mehr gefertigt. Noch kleinste Abschnitte hat man als schützende Hüllen für die Reliquien, die Überreste der Heiligen, verwendet und im Altar geborgen. Der Vortrag wird zeigen, wie Textilien aus Seide die architektonische Binnengliederung, die Inszenierung, und die funktionale Ausrichtung des vorreformatorischen Kirchenraums wesentlich mitbestimmt haben. Es soll ferner anschaulich gemacht werden, dass seidene Gewänder und andere Objekte einstmals integraler Bestandteil ritualisierter Handlungen waren. Gefragt wird schließlich, in welcher Weise die spezifische Ästhetik des Materials als geeignet betrachtet wurde, die festlichen Abläufe im Sakralraum mit der Aura des Einzigartigen, Besonderen und Heiligen aufzuladen.

Der Vortrag findet im Rahmen der Semestereröffnung im Hörsaal (4.OG) im Institut für Kunstgeschichte, Binger Straße 26, 55122 Mainz statt.

Es sind alle Studierenden und Institutsmitglieder herzlich eingeladen.