Vortrag ID 2247

Dr. Philipp Niewöhner (University of Oxford):

"Der Wallfahrtsort des Erzengels Michael in Germia (Galatien)"

Germia war Metropolis, autokephales Erzbistum sowie Wallfahrtsort des Erzengels Michael, und eine Kirchenruine ist bis heute erhalten. Von 2009 bis 2011 hat nun eine multidisziplinäre archäologische Untersuchung der gesamten Siedlung sowie ihres Umlandes stattgefunden, inklusive architekturgeschichtlichen Bauuntersuchungen, epigraphischen, numismatischen und Keramik-Surveys, geophysikalischen Prospektionen, archäometrischen Marmorprovenienz-analysen und balneologischen Thermalwasseruntersuchungen. Anhand der Ergebnisse läßt sich jetzt zeigen, wieso es keine römischen Wurzeln gibt, wie und warum der Wallfahrtsort entstand, daß die Kirche drei Bauphasen hatte und bis in mittelbyzantinische Zeit immer weiter ausgebaut und vergrößert wurde, es weitere Sonderbauten gab, wie diese aussahen und wie das örtliche Steinmetzwesen funktionierte, warum nur wenig Wohnfläche vorhanden war, und in welchem Verhältnis Germia zu den Nachbarstädten Goeleon und Eudoxias stand. Letzteres wirft ein aufschlußreiches Schlaglicht darauf, was unter einer byzantinischen Stadt zu verstehen ist. Außerdem wird die bislang umstrittene Lokalisierung von Eudoxias überraschend geklärt, dabei auch die mysteriöse phrygische Stadt Mantalos verortet und die regionale Siedlungs-geschichte seit der Bronzezeit erschlossen.

Mittwoch 16. Januar 2012, 18 Uhr, Hörsaal

Institut für Kunstgeschichte, Binger Straße 26, 55122 Mainz