Wir trauern um unsere Mitarbeiterin Sabine Scherzinger (11.3.1982–4.4.2025).
Sabine Scherzinger hat in Mainz Kunstgeschichte, Mittlere und Neuere Geschichte sowie in Valencia Kunstgeschichte und am Institut Catholique de Paris katholische Theologie studiert. 2015 machte sie ihren Magisterabschluss mit einer sehr gut bewerteten Magisterarbeit zum Thema: „Die Titelblätter der Bibeln als Medien politischer Kommunikation am Beispiel der Bibelausgaben von Hieronymus Emser, Johannes Dietenberger und Johann Eck.“
Nach ihrem Magisterabschluss war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) geförderten Projekt unter der Leitung des ehemaligen Direktors der UB Mainz, Herrn Dr. Andreas Brandtner, und Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra tätig. Hier erforschte sie die Provenienz eines Buchbestandes, der von der Kunsthistorischen Forschungsstätte in Paris (1942-1944) nach Kriegsende der neugegründeten Mainzer Universität geschenkt wurde. Sie rekonstruierte sowohl die Provenienz der Bücher als auch ihren Weg von Paris nach Mainz.
Ihre Ergebnisse konnte sie in Brauweiler, an der TU Berlin, in Saarbrücken und Mainz vorstellen. Sie konzipierte zudem eine Ausstellung zu diesem Thema in der Schule des Sehens, die dort im Winter 2019/2020 zu sehen war. Hierzu erschien unter ihrer Herausgeberschaft einen gleichnamiger Begleitband. Seit 2024 war sie in dem von der DFG geförderten Projekt „Wissenspraktiken in Rom um 1700. Giovan Pietro Bellori, Francesco Bianchini und Filippo Gualtieri: Das Museo delle cose antiche und die kulturelle Hierarchisierung der Objekte“ tätig (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra).
Sabine Scherzinger ging immer ganz in ihren Forschungen auf. Ihre Leidenschaft war es sich Quellen zu erschließen. Mit großer Akribie gelang es ihr sowohl in den Pariser Archiven, als auch in den römischen fündig zu werden. In verschiedenen Semestern, in denen sie die Assistentenstelle vertrat, entdeckte sie zudem ihre Freude an der Lehre. Sie war ein großer Gewinn für unser Institut. Umso mehr schmerzt es, dass sie ihre Dissertation über die Sammlung des Kardinals Filippo Antonio Gualtieri nicht mehr zu Ende schreiben konnte und schon so früh gehen musste.
Publikationen:
Sabine Scherzinger, „Interesse daran weiteres Bildermaterial bei ihm zu sehen. Die Verkäufe des Pariser Kunsthändlers Étienne Bignou (1891-1945) an die Museen im Rheinland während der Okkupation“, in: Arts et politique, hrsg. von Julia Drost, Hélène Ivanoff und Denise Vernerey-Laplace,(Passages online 13), Heidelberg 2022, S. 181-200.
Sabine Scherzinger, „Bonn – Paris – Bürresheim – Mainz. Die Translokation der Bibliothek der ehemaligen Kunsthistorischen Forschungsstätte in Paris in den besetzten Gebieten vor und nach 1945“, in: Kulturgutschutz in Europa und im Rheinland. Franziskus Graf Wolff Metternich und der Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg, hrsg. von Hans-Werner Langbrandtner, Esther Heyer und Florence de Peyronnet-Dryden, Wien, Köln, Weimar 2021, S.249-265.
Sabine Scherzinger [Hrsg.] Spuren|suche. Der Mainzer Buchbestand aus der ehemaligen Kunsthistorischen Forschungsstätte Paris (1942-44), Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in der Schule des Sehens der Johannes -Gutenberg-Universität Mainz vom 5. Dezember 2018 bis 31. Januar 2019, Mainz 2018.
Sabine Scherzinger „Der Mainzer Bibliotheksbestand aus der Kunsthistorischen Forschungsstätte Paris. Klärung der Provenienz und Funktion des organisierten und verfolgungsbedingten Kunstraubes“, in: Provenienz & Forschung, hrsg. vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, Dresden 2017, S. 14-19.