Thomas Weber (Amman):
Der Altarraum in der Architektur des Christlichen Orients
Am 19. Juni um 18 Uhr c.t. im Hörsaal im 4. OG des Institut für Kunstgeschichte
Binger Straße 26
55122 Mainz
Die aus dem Süden der arabischen Halbinsel in der Spätantike nach Tranjordanien und Südsyrien zugewanderten Ghassaniden, ein Geflecht aus mehreren Stämmen christianisierter Araber, bildeten besonders im 5. Jh. eine eigene, bislang nur wenig bekannte Kultur aus. Bei dem unter den muslimischen Umayyaden in eine prachtvolle Residenz umgewandelten Qasr al-Hallabat (nordöstlich des heutigen Amman) handelt es sich ursprünglich um eine repräsentative Klosteranlage der Ghassaniden, die über eine Kirche mit rechteckig abschließendem Altarraum verfügte. Diese Sonderform des Sanctuars trifft man in Syrien, Transjordanien und Palaestina des öfteren an. Von der früheren Forschung wurden diese Grundrisse als Vorstufen der basilikalen Bautypen mit halbrund abschließendem Presbyterium angesehen. Inschriftlich fest datierte Beispiele im syrischen Kalksteinmassiv zeigen jedoch, dass sich keine dieser Anlagen sicher vor das mittlere 5. Jh. datieren läßt. Einige Kapellen in Jordanien belegen zudem, dass die ursprünglich rechteckige Grundrißvariante in sekundären Bauphasen mit Absicht in die übliche Halbrundform umgewandelt wurde. Der Vortragende geht deshalb der Frage nach, in wie weit die rechteckig-kubische Bauform des Orientalischen Altarraums durch die kirchengeschichlichen Ereignisse des 5. Jhs. zu erklären sind.