Institutsvortrag ID 1503

Die Kathedrale von Santiago de Compostela: Aktuelle Ergebnisse zur Baugeschichte (Dr. Jens Rüffer,Bern)

Zeit und Ort:
Dienstag, 22. Juni 2010, 18 Uhr c.t.
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte (Binger Str. 26)

Einleitung

Der Vortrag fasst die wichtigsten schriftlichen und bildlichen Zeugnisse zur mittelalterlichen Baugeschichte der Kathedrale von Santiago de Compostela zusammen und interpretiert diese in Bezug auf den Bauverlauf. Zu den wichtigsten ausgewerteten Zeugnissen zählen verschiedene Urkunden (u.a. die Concordia de Antealtares, das Matteo-Diplom sowie Urkunden aus dem Tumbo A, B und C), erzählende Quellen wie die Historia Compostellana und der Liber Sancti Jacobi , auch Codex Calixtinus genannt, verschiedene Inschriften sowie die überlieferten Zeichnungen des Kanonikers Vega y Verdugo.
Im Mittelpunkt steht der Westbau, der im Liber Sancti Jacobi als noch im Bau befindlich beschrieben wird, dessen Existenz aber von der Forschung zu jenem Zeitpunkt lange Zeit bestritten wurde. Eine sorgfältige Lektüre der Baubeschreibung im Liber Sancti Jacobi in Kombination mit den neuesten Ergebnissen der Bauforschung zeigt, dass die Beschreibung weigehend zutreffend ist und die Pilgerkirche bereits in den 1140er Jahren über einen, wenn auch noch nicht vollendeten Westbau verfügte. Meister Matthäus hat ab 1168 also einen bereits bestehenden Westbau komplett umgebaut. Aus den schriftlichen Quellen geht jedoch nicht hervor, dass Mateo selbst am Pórtico de la Gloria Hand anlegte. Es wird hier vielmehr die These vertreten, dass Meister Mateo wahrscheinlich der Bauverwalter war, der das Projekt leitete, aber nicht als Bildhauer des Pórtico gelten kann.

Akademischer Lebenslauf

Geb. 1964. Studium der Kulturgeschichte, Ästhetik, Kunstgeschichte und Philosophie an der HU Berlin und am Centre for Medieval Studies der University of York (GB). Promotion zum Dr. phil. am Seminar für Ästhetik der HU Berlin mit einer Arbeit zum Thema ‚Una caritate, una regula similibusque vivamus moribus’ - Bausteine zu einer Geschichte der ästhetischen Kultur im Mittelalter am Beispiel der Zisterzienser. Lehraufträge am Seminar für Ästhetik der Humboldt-Universität zu Berlin; Bildungsreferent bei StattReisen Berlin und freiberufliche Tätigkeiten, u.a. Mitarbeit im DFG-Projekt Entwicklung und Bereitstellung eines Prototyps für eine Datenbank mittelalterlicher Handschriften durch das Bildarchiv-Foto Marburg. Wissenschaftlicher Assistent im Projekt Die Ordnung der Portale - Visualisierungsstrategien an Figurenportalen des 12. und 13. Jahrhunderts bei Prof. Bernd Nicolai, Universität Trier. Seit 2007 Wissenschaftlicher Assistent im Projekt Die Kathedrale von Santiago de Compostela. Gestalt und Programm bei Prof. Nicolai am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern.
Stipendien: 1994-1995 Forschungsstipendium des DAAD für einen Forschungsaufenthalt an der University of York (GB); 1995-1998 Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung; 2002-2006 Forschungsstipendium der Gerda-Henkel-Stiftung; 2007-2010 Projektförderung durch den Schweizer Nationalfonds.